Brandbrief an Minister Scheuer: Der Binnenschifffahrtsstandort Duisburg muss gestärkt werden!

Erst vor knapp zwei Wochen wurde der Schlüssel für den Flachwassersimulator Sandra II an das Schiffer-Berufskolleg Rhein übergeben. Ein Projekt, für das ich mich in den vergangenen Jahren stark gemacht habe. 1,6 Millionen Euro Bundesmittel flossen auf mein Zutun hin nach Duisburg. Der Simulator ist meiner Meinung nach nur einer der vielen Gründe, weshalb Duisburg ein deutschlandweit bekannter Binnenschifffahrtsstandort ist. Trotzdem scheint Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) keine Notwendigkeit darin zu sehen, den Standort personell zu stärken.

Die Relevanz Duisburgs als Dienstort ist für mich nicht zu verleugnen: Duisburg ist im Binnenverkehr der Schifffahrt Dreh- und Angelpunkt als größter Binnenhafen Europas und unter anderem durch den Ihnen vermutlich bekannten Duisport, die Duisburger Hafen AG. Ferner liegt Duisburg nah an den Niederlanden, welche den Schiffsverkehr sehr intensiv nutzen. Der Hafen Rotterdam wird so über die Seidenstraße bis nach Asien verbunden. Zudem befinden sich gleich drei Schulungsinstitute für die Weiterbildung von Binnenschiffern in Duisburg. Das ist deutschlandweit einmalig und macht die Stadt zum Schulungsort Nummer 1 in Deutschland. Alle Auszubildenden der Binnenschifffahrt werden in Deutschland auf dem Schulschiff-Rhein in Homberg praktisch ausgebildet. Neuerdings steht der Prüfungssimulator Sandra II ab 2022 betriebsbereit in Duisburg und wird sogar von Kunden aus dem europäischen Ausland genutzt werden. Das Dezernat S10 „Befähigungswesen“ ist zuständig für Berufsweiterbildungsprüfungen, wie z.B. dem Binnenpatenterwerb, dem Radarpatenterwerb oder auch der ADN-Sachkunde für die Binnenschiffahrt. Alle Prüfungen werden vor Ort in Duisburg durchgeführt, obschon es auch noch weitere Standorte, wie z.B. Magdeburg oder Kiel gibt.

Das Problem des  benannten Dezernats am Dienstort Duisburg gestaltet sich wie folgt: Es werden zwei Mitarbeiter beschäftigt, welche Büros in einem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt nutzen. Die Aufgabenfülle und Komplexität, welche auf den beiden Bearbeitern liegt, ist so groß, dass kein ausreichender Service mehr vor Ort angeboten werden kann. Dies trägt monatelange Wartezeiten zur Folge, die Wirtschaft kann nicht mehr zeitnah mit gültigen Dokumenten ausgestattet werden. Darüber hinaus wird sich das Arbeitspensum vermutlich verdoppeln, da in Duisburg alle zukünftigen Schiffsführer:innen in Deutschland (und ggf. Interessierte aus dem Ausland) praktisch am Simulator Sandra II geprüft werden sollen.

Meines Wissens zufolge ist allerdings eine Verlagerung von Aufgabenpaketen zu der Zentrale nach Bonn geplant. In Anbetracht der Relevanz des Dienstortes Duisburg kann diese geplante Verlegung wahrlich nicht als kundenorientiert bewertet werden. Der Servicestandort Duisburg würde geschwächt und Vorgänge verkompliziert, da die Branche nicht in Bonn sitzt, sondern in anderen Städten Deutschlands. Das Dezernat S10 in Duisburg personell aufzustocken ist somit nicht nur für die Stadt Duisburg, sondern auch für die Kundschaft von hoher Relevanz.

Aufgrund dessen habe ich Herrn Scheuer um eine Stellungnahme sowie Auskunft über die mir bekannten Informationen gebeten. Ich bin gespannt, wie gerechtfertigt werden soll, dass Arbeitnehmende regelmäßig von Bonn nach Duisburg pendeln, anstatt vor Ort angestellt zu werden.