
„Schulsozialarbeiter stellen eine wichtige Schnittstelle zwischen Schule und Familie sowie unter den Schülern selber dar. Nicht nur im Ernstfall greifen sie ein und helfen als Retter in der Not – sie sind direkter Ansprechpartner für sämtliche Themen und Probleme, zwischen Schülern und Lehrern und das familiäre Umfeld betreffend“, erklärt der SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir. „Eine für alle Beteiligten bedeutsame Instanz, die Kindern und Jugendlichen nicht genommen werden sollte. Ein Projekt dessen Fortbestand eine unschätzbare, soziale Bedeutung für unsere Bildungsarbeit darstellt, insbesondere da es sich mehr als bewährt hat.“
Der Duisburger SPD-Politiker hat sich dem Thema „Schulsozialarbeit“ im Rahmen seiner „Praxistage“ gewidmet und die Schulsozialarbeiterin Frau Hönnekes, tätig an der Gemeinschaftsgrundschule Ottostraße in Homberg, einen Tag lang bei Ihren vielfältigen Aufgaben während des Schulbetriebes begleitet. Der direkte Austausch mit ihr und zwei weiteren Kolleginnen, Frau Schöttler (Gemeinschaftsgrundschule Kirchstraße) und Frau Schöne (Städt. Förderschule Pestalozzischule), gaben ihm einen eindrucksvollen Einblick in den Arbeitsalltag der Schulsozialarbeiter mit all seinen Anforderungen und der dringlichen Notwendigkeit für die Schülerschaft. Die drei Schulsozialarbeiterinnen in Homberg sind alle Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werkes Kirchenkreis Moers – Diakonie Duisburg-West.
Die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt und dem damit einhergehenden Wandel der Gesellschaftsstrukturen, auch in Duisburg, ist aus den Familien über die Schülerschaft hindurch bis in die staatliche Institution Schule spürbar. Der Anteil der Kinder aus einkommensschwachen Familien, auf die die Probleme der elterlichen Berufswelt abfärben ist in den letzten Jahren sukzessive gestiegen, ebenso der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund bzw. einer Zuwanderungsgeschichte. Immer mehr Kinder stammen aus bildungsfernen Elternhäusern, viele Kinder, die die Offene Ganztagsgrundschule besuchen, erhalten Zuschüsse zur Mittagsverpflegung und auch der Anteil der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf steigt. Für diese Kinder sind die Schulsozialarbeit-Mitarbeiter wichtige Bezugspersonen und erfüllen wichtige Funktionen im Schulalltag.
Die Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit haben sich dementsprechend in den vergangenen Jahren verändert. Vielfältige Unterstützungsprogramme, wie z.B. Sprachförderung, individuelle Förderung, Nachhilfeprojekte, KoKoTrain© (Kombiniertes Konzentrationstraining), Maßnahmen zum Umgang mit Störungen, Fördermaßnahmen zum friedfertigen Miteinander, haben neben der Stundentafel ihren festen Platz gefunden. Vor allem in der Durchführung der Unterstützungsprogramme sind die Schulsozialarbeit-Mitarbeiter ein nicht wegzudenkender Partner. Solche Methoden in den regulären Lehrplan einzubauen, bietet der normale Schulbetrieb nicht und kann den Lehrern nicht zusätzlich aufgebürdet werden.
Je länger Schulsozialarbeit-Mitarbeiter an einer Schule tätig sind, desto besser sind ihnen die Gesellschaftsstrukturen im Stadtteil bzw. im Umfeld der Schule bekannt. Anders als die Lehrerschaft haben sie keine bewertende und im Zweifel sanktionierende Funktion, sie sind neutral, unparteiisch und unterliegen der Schweigepflicht – eine wertvolle Ergänzung im Schulalltag. Auffälligkeiten von körperlicher und seelischer Art können so frühzeitig bemerkt und im Sinne des Kindeswohls frühzeitig in der Familie thematisiert werden. Sie leisten häufig wertvolle Überzeugungsarbeit dafür, dass Familien das vorhandene Hilfsangebot überhaupt annehmen, beispielsweise Hilfestellung bei Anträgen für Soziale Unterstützungsleistung, damit ein Kind im Klassenverband nicht auf der Strecke bleibt. Denn eine schwierige Situation im Elternhaus sollte nicht die Chancengleichheit eines Kindes beeinträchtigen.
Das Projekt wurde ursprünglich von der Bundesregierung mit Mitteln aus dem Bildungs- und Teilhabegesetz auf den Weg gebracht, um u. a. die Abhängigkeit zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen aufzulösen. „Bedauerlicherweise passiert hier momentan das, was zu häufig bei solchen Projekten geschieht: Die geschaffenen Maßnahmen werden einen bestimmten Zeitraum lang finanziert, sie werden erfolgreich umgesetzt, um dann nach Auslauf der Finanzierung in der Versenkung zu verschwinden. Ziel muss es sein, solche erfolgreichen und notwendigen Projekte auch für die Zukunft auf solide finanzielle Füße zu stellen“, plädiert Mahmut Özdemir. „Es ist dringend geboten, dafür entsprechende finanzielle Möglichkeit zu entwickeln, um die Schulsozialarbeit aus eigenen Haushaltsmitteln zu gewährleisten, ohne dass sie auf die Lehrerstellen angerechnet wird.“